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An-Klang an Bauhaus

Drei Performances mit unterschiedlichen Materialien
 
Weiße Stoffbahn
Bambusstab
Schwarze Pull-Over

 
Frage: Wie beeinflusst das Material die Begegnung im Tanz?
 
Idee und Projektleitung: Cornelia Widmer
Tanz: Kathrin Seuthe, Susanna Brodbeck, Maren Fedder, Silke Altenburger
Musik: Walter Widmer
Erstaufführung: 15.07.2024
Fotos und Video: Helmuth Lauscher

Reflexionen der Tänzerinnen

Weiße Stoffbahn: Entwicklung – Verwicklung

„Weiß und seidig, weich, darunter verborgen verschwindet die Außenwelt, konzentriert auf die Töne, bewegt sich der Körper zur Musik, verharrt, dehnt sich aus, zieht sich zusammen.“
„Fließende Dynamik, skulpturale Stopps, dynamische Verbindung mit Partner, erweiterter Raum, formgebend durch Faltenwurf, Entwicklung von Figuren. Wärme, zweite Haut, die schmiegsam ist, zur Verdichtung führt, Kokongefühl.“
„Das Tuch ist ein zu bändigendes Material, in dem sich vielfältige Gefahren, wie z. B. das Ausrutschen, das durch Einwickeln der Beine mögliche Stürzen, Atemnot durch Einwickeln des Kopfes verbergen. Es ist gleichzeitig ein idealer Tanzpartner, der sich anschmiegt, Bewegungen vergrößert, beschleunigt, manifestiert.
Es beansprucht so viel Aufmerksamkeit, dass die Verbindung zur Tanzpartnerin nur schwer zu halten ist – außer in einer statischen Präsenz, in der es am Boden gehalten oder an der Tanzpartnerin fixiert ist.“

Bambusstab: Einschränkung oder Spielraum

„Der Stab ist wie ein Spielzeug. Indem er beschränkt, weist er den Weg. Beziehungsstab. Alles muss bzw. darf gemeinsam entschieden werden, Aktion, Reaktion, ausprobieren der Möglichkeiten, Neues finden und immer den Abstand bewahren. Einschränkung erzeugt Klarheit, es entstehen neue Blickwinkel und Handlungs-SPIEL-Räume.“
„Sichtbar gemachte Verbindung. Erstaunlich, dass ich die Einschränkung nicht als solche empfinde. Der Stab wird zum Halt, der spielerische Freiheiten zulässt in Verbindung mit großer Achtsamkeit, für die Partnerin und mich selbst. Er wahrt den Abstand und die Verbindung und entspannt mich im Tun in der Bewegung und im Kontakt.“
„Der an den Armen festgeklebte Stab übermittelt jede Bewegung an die Tanzpartnerin. In diesem Sinne braucht es keine aktive Kommunikation, alles ist transparent. Von der anderen unabhängige, individuelle Bewegung ist stark eingeschränkt. Der Stab korrespondiert mit den Knochen, verlängert diese in den Körper der Partnerin hinein, animiert dazu, Linien und Winkel zu tanzen oder sich dem entgegen rund und weich zu machen. Der Stab erfordert Aufmerksamkeit und Kreativität in der Bewegung.“

Pull-Over: Steckengeblieben in der Verwandlung

„Ein Wesen in mehreren Teilen bewegt sich als Ganzes, Zusammengehöriges durch den Raum. Die Orientierung läuft über das Raum- und Bewegungsgefühl und das Gehör: ein Wagnis, sehr spannend, bewusst nicht mehr menschlich sein, umso stärker empfinde ich die Abstraktion und Reduzierung.“
„Von außen betrachtet werden wir zu Gewächsen, spüren die anderen mehr, als dass wir sie sehen. Das Hochhalten der Arme ist sehr anstrengend und die Position des Kopfes zu kontrollieren ebenso. Hier werde ich wirklich zu Materie, zu einer Millionen Jahre alten Pflanze, die sich aus vom Permafrost befreitem Gestein herausgeschält hat und ihre neue Beweglichkeit erkundet.“
„Während der gesamten Performance blieb der obere Teil dieser Figur in Körperpause. Die durch den Pulli sehr eingeschränkte Sicht, erforderte die Fokussierung auf das Fühlen und Hören, um sich im Raum und innerhalb der Gruppe zu orientieren. Diese Einschränkung erhöhte die Aufmerksamkeit, besonders bei Berührungen. Die drei Gestaltungselemente der Performance, Reihe mit Rücken, Drehungen in den Raum, Übereinander-Lagerung gaben Orientierung und Sicherheit in der blinden Bewegung.“
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